Liebe Leserinnen und Leser,
meine herzlichen Glückwünsche gelten dem 10jährigen Jubiläum der Naturschutzstiftung Schorfheide-Chorin! Ich verbinde diese mit einem ebenso herzlichen Dank für die in den zurückliegenden Jahren geleistete Arbeit und das außerordentliche Engagement so vieler Menschen für diesen einzigartigen Flecken Natur.
Vor 10 Jahren wagten wir hier in Brandenburg ein Experiment: die Übertragung wertvoller Naturschutzflächen an eine privatrechtliche Naturschutzstiftung, die als sogenanntes Public Private Partnership privates Unternehmertum, öffentliche Förderung, ehrenamtliches Naturschutzengagement und wissenschaftliche Kompetenz zusammenführen sollte. Dass eine solche Verbindung ganz unterschiedlicher Akteure mit verschiedenen Sichtweisen, Einblicken und unterschiedlicher Sprachweise durchaus auch eine Eingewöhnung braucht, haben alle Beteiligten inzwischen erfahren. Gleichwohl kann dieses Experiment nach nunmehr 10 Jahren als gelungen gelten.
Deutlich geworden ist, wie gewinnbringend privates finanzielles und ehrenamtliches Engagement im Naturschutz sind. Die Stiftung finanziert sich überwiegend aus den Zinserträgen des privaten Stiftungskapitals und natürlich aus Spenden. Erlöse aus Wald- und Wildbewirtschaftung werden zudem vollständig in die Entwicklung der übertragenen Waldflächen investiert. Das Zusammenwirken der Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Naturschutz hat dabei zu neuen und erfolgversprechenden Modellen geführt, Naturschutz und Waldnutzung unter sich wandelnden Umweltbedingungen und wachsenden gesellschaftlichen Ansprüchen an den Wald als Einheit zu entwickeln.
Nur wenige Monate nach meinem Besuch der Naturschutzstiftung im Jahre 2005 trafen sich hier in Wolletz Wissenschaftler und Praxispartner eines Forschungsverbundes, um in den Folgejahren wissenschaftlich begründete Leitbilder einer nachhaltigen Entwicklung von Waldlandschaften im nordostdeutschen Tiefland zu untersuchen. Die Stiftung Schorfheide-Chorin wurde Motor und Plattform für die Entwicklung und Umsetzung des Leitbildes einer baumartenreichen Waldentwicklung: eines Waldes, der in Anlehnung an natürliche Waldgesellschaften aufgebaut ist, sich aufgrund seiner Baumartenvielfalt an wandelnde Witterungs- und Klimaverhältnisse anpassen kann und gleichwohl wirtschaftlichen Ansprüchen gerecht werden soll.
Parallel zu diesen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsaktivitäten begann die Stiftung im Jahr 2006 im Südteil des Redernswalder Forstes mit dem Umbau von Nadelbaumforsten in zukunftsfähige, baumartenreiche Mischwälder. Bis heute wurde auf insgesamt 16 Hektar Wald dieser Mix aus 12 einheimischen Laubbaumarten inmitten der vorhandenen Kieferbestände begründet. Der Erfolg dieses forstwirtschaftlich und naturschutzfachlich bedeutsamen Vorhabens macht Mut. Er hat Modellfunktion für alle folgenden Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Stiftungswaldes.
Vielleicht bietet sich in Zusammenarbeit mit dem vom Biosphärenreservat in Wolletz initiierten Bioenergiedorfprojekt die Möglichkeit, auch auf dem Gebiet einer effektiven Waldnutzung – möglichst mit FSC-Zertifizierung – zu einer richtungsweisenden Zusammenarbeit zu kommen und so ein weiteres Zeichen für nachhaltige Nutzung im ländlichen Raum und Klimaschutz zu setzen.
Ich wünsche der Naturschutzstiftung Schorfheide-Chorin, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiterhin viel Erfolg, andauernde Leidenschaft sowie den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern einzigartige und anregende Aufenthalte.
Ihr
Matthias Platzeck
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